Kultur und Erholung in Rigas Parks
Es ist nicht zu leugnen, daß Riga mit den vielen Jugendstilbauten und der mittelalterlichen Altstadt eine Stadt der Architektur ist. Doch leider wird viel zu oft übersehen, was ebenso zur angenehmen Atmosphäre in Riga beiträgt: Es sind die zahlreichen Parks, die ein Stück Natur in das urbane Umfeld einfügen. Die Parkanlagen in Riga wurden als Teil eines großen Plans angelegt, entwickelt im 19. Jahrhundert als die Stadt einen bedeutenden Wachstumsschub erlebte.
Die ersten Grünanlagen entstanden zwischen 1853 und 1863 auf beiden Seiten des Freiheitsdenkmals. Nahe der Nationaloper befinden sich schön angelegte Gärten, Brunnen und Denkmäler. Der Stadtkanal begrenzt diesen Park und verläuft durch das Zentrum des Bastejkalns Parks nördlich der Staße Brivibas iela. Sein höchster Punkt, der Basteiberg, bietet einen guten Aussichtspunkt in die Altstadt und zum Freiheitsdenkmal. Im Bastejkalns Park gibt es eine Reihe von Steinen, die an die Opfer des 20. Januar 1991 erinnern, als fünf lettische Unabhängigkeitskämpfer von sowjetischen Spezialeinheiten erschossen wurden.
Überquert man die geschäftige Straße Valdemara iela, etwa 200 Meter von der Brücke Vansu tilts entfernt und vorbei am Nationaltheater, so erreicht man den sehr attraktiven Kronvalda Park (Kronvaldpark). Die Geschichte dieses Parks beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts als der damalige Deutsche Schützenverein hier eine Erholungsstätte einrichtete. Im Kronvaldpark befindet sich auch das Rigaer Kongresszentrum mit einer Reihe ungewöhnlicher Glaspyramiden und der ansehnlichen Statue des lettischen Dichters Andrejs Upits, der auch für seine Kurzgeschichten bekannt ist. Ein Kanal schlängelt sich durch den lieblichen Park bis zum Riga World Trade Center und weniger als 100 Meter entfernt von einer großen Anzahl erstaunlicher Jugendstil-Bauten entlang der Straße Elizabetes iela. Viele Besucher der Stadt besuchen niemals diesen Park, was eigentlich sehr schade ist, denn so verpassen sie den einzigen Leuchtturm der Rigaer Innenstadt...
Das Hotel Latvija, die Akademie der Künste, das Lettische Nationale Kunstmuseum und die Russisch-Orthodoxe Kirche begrenzen einen weiteren Park, den Esplanade Park, an allen Seiten. Das 27-geschossige Hotel Latvija, das höchste Gebäude in der Innenstadt Rigas, war einst eine sowjetische Hässlichkeit, aber ist heute eines der besten Hotels Lettlands. Die Russisch-Orthodoxe Kirche geht auf die 1870er Jahre zurück und diente als Planetarium während der atheistischen Zeiten der Sowjetunion. Auf der gegenüber liegenden Seite des Esplanade Parks findet man einige interessante Monumente, wie zum Beispiel die große Rainis-Statue. Im Sommer werden hier Bierzelte und Spielmöglichkeiten für Kinder aufgestellt. Die Akademie der Künste, ein eindrucksvolles neo-gotisches Bauwerk, ist nur wenige Meter entfernt, umgeben von einem lebendigen Studentenleben. Spaziert man weiter durch den Park vorbei am Spielplatz, so findet man in der äußersten Ecke des Esplanade Parks das attraktive Gebäude des Nationalen Kunstmuseums. Die besten Gemälde der herausragendsten lettischen Künstler, wie etwa Janis Rozentals und Vilhelms Purvitis sind hier ausgestellt.
Von der Russisch-Orthodoxe Kathedrale aus über die Straße gehend, gelangt man zu einer Reihe von Regierungsgebäuden und dem farbenfrohen Blumenständen in der Terbatas iela. Hier liegt einer der Eingänge zum sehr beliebten Vermanes Darzs, dem "Wöhrmannschen Garten", der seinen Namen einer deutschbaltischen Dame namens Anna Gertrude Wöhrmann verdankt, die ihren riesigen privaten Garten Anfang des 19. Jahrhunderts der Stadt Riga schenkte. Der Wöhrmannsche Garten ist ein angenehmer Park mit einem Springbrunnen, einem Open-Air-Theater, einem Denkmal des großen lettischen Schriftstellers Krisjanis Barons, einem Spielplatz und den im Sommer fast unvermeidlichen und gerne frequentierten Biergärten. In einer Ecke des Wöhrmannschen Gartens gibt es ein gemütliches hölzernes Teehaus zwischen gepflegten Blumenbeeten.
Am anderen Ende der Stadt, auf der anderen Seite der Daugava, liegt der fantastische Arcadia Park, der 2008 ein Alter von 110 Jahren erreichte. Diese Grünanlagen strahlen eine komplett andere Atmosphäre aus als die Parkanlagen in der Innenstadt. Hier fühlt man sich eher auf dem Lande oder in einem Dorf als in einer Großstadt. Die Enten watscheln umher entlang des Marupite Flusses während Züge und Straßenbahnen in einiger Entfernung vorbeizuckeln. Die einzige sonstige Störung sind die Rufe der Fußballer auf dem angrenzenden Sportplatz. Überquert man hier die Straße, so gelangt man zum gigantischen Uzvaras Park, dem Park des Sieges, mit einem sowjetischen Kriegsdenkmal, dem berühmtesten des Landes.
Über ganz Riga verstreut gibt es noch zahlreiche weitere Park- und Grünanlagen - alle interessant und einen Besuch wert... Für Ihre Spaziergänge durch Riga empfiehlt sich ein guter Reiseführer.