Cesis und der Gauja-Nationalpark
Im Laufe seiner über 800-jährigen Geschichte hat Cēsis eine wichtige Rolle in der Entwicklung Lettlands gespielt. Tatsächlich wird Cēsis von den Letten oft sogar als das „echte“ Lettland beschrieben. Im Mittelalter war die Burg in Cēsis eine der wichtigsten Festungen der Livländischen Ritter. Eine Reise nach Lettland wäre unvollständig ohne ein Besuch der Stadt im historischen und geographischen Mittelpunkt des Landes.
Die Geschichte von Cēsis, der alte deutsch Name der Stadt ist Wenden, begann mit einer hölzernen Burg am Ufer der Gauja, errichtet im 12. Jahrhundert von den Kreuzrittern des Schwertbrüderordens. 1237 übernahm der deutsche Hochmeister des Livländischen Orden die Burg und ordnete Erweiterungsbauten an. Im späten 13. und 14. Jahrhundert wurde Cēsis mit mächtigen Wällen und Türme befestigt und wurde eine der stärksten Befestigungen im Ostseeraum zu der Zeit. Heute sind - immer noch beeindruckende - Ruinen übrig geblieben von der einstigen Burg des Livländischen Ordens. Die Burganlage wurde stark in den Kriegen des 16. und 17. Jahrhunderts zerstört und nie wieder aufgebaut. Die Johanniskirche hingegen, auch aus dem 13. Jahrhundert stammend, ist bis heute erhalten, und ist eine der ältesten gotischen Kirchen Lettlands.
Im 15. Jahrhundert wurde Cēsis Mitglied der Hanse, der prestigeträchtigen Handelsvereinigung des Mittelalters. Die Stadt war in dieser Zeit so bedeutend, daß sie die einzige Stadt, war, die - neben Riga - eigene Münzen prägen durfte. Im 16. und 17. Jahrhundert litt Cēsis unter zahlreichen Feuern, wurde durch die Russen im Großen Nordischen Krieg fast komplett zerstört und verlor viele Bürger durch die Pest.
Bis 1777 lagen die alten Burganlagen in Trümmern bis Graf Sievers, aus einem alten deutschbaltischen Adelsgeschlecht, das Grundstück erwarb und seine neue Residenz auf einem Teil der Anlage errrichtete. Diese Residenz ist heute als „Neue Burg“ bekannt und beherbergt das örtliche Museum für Geschichte und Kunst. Die Neue Burg integriert einen erhaltenen alten Turm der mittelaterlichen Anlage, von dem man einen ausgezeichneten Panoramblick über die Stadt hat.
Die Landschaft entlang der Gauja wird auch als „Livländische Schweiz“ bezeichnet. Der Gauja-Nationalpark ist ein beliebtes Ausflugsziel, nur rund 50 Kilometer von der Hauptstadt Riga entfernt. Das Tal der Gauja ist für das gesamten Baltikum einmalig: Inmitten einer hügeligen Landschaft schlängelt sich der Fluß durch tief in rotgelben Sandstein eingeschnittene Täler. Die Ufer werden von kleinen Höhlen und Felswänden gesäumt, die bekanntest Höhle ist die Gutmannshöhle bei Sigulda im südlichen Teil des Nationalparkes. In der kleinen Stadt Sigulda, auf deutsch Segewold, lohnt sich ein Besuch der Ruinen einer im Jahr 1207 vom Schwertbrüderorden errichteten Burg. Von den Ruinen aus erblickt man am gegenüberliegenden Ufer der Gauja die Burg Turaida (Treiden), errichtet 1214 durch den Erzbischof von Riga. Die Burg Turaida ist heute Teil eines besuchenswerten „Museumsreservats“. In der Umgebung Siguldas können Wanderwege, Aussichtspunkte und eine einzigartige Flora und Fauna im Gauja-Nationalpark entdecket werden. Beliebt sind mehrtägige Ausflüge mit Kanus. Ein gute Aussicht hat man von einer Seilbahn, die bei Sigulda über die Baumwipfel der tiefen Wälder führt.